Du bist ausgewandert oder planst diesen Schritt?

Dann lass' dich von meinem Gastartikel für den Staatenlos-Blog von Christoph Heuermann inspirieren, wie Auswanderung aus psychologischer Sicht gelingen kann.

Für Expats, Perpetual Traveler, digitale Nomaden, international Mobile und alle, die ihre Auswanderung planen

Auswanderung bedeutet Abenteuer, Neuanfang, einen unvergleichlichen Zugewinn an wertvollen Erfahrungen und persönlichem Wachstum. Gleichzeitig handelt es sich um ein großes Lebensereignis, das ganz eigene Herausforderungen mit sich bringt. Neben äußeren Faktoren entscheiden auch psychologische Aspekte darüber, inwiefern eine Emigration erfolgreich und zufriedenstellend verläuft. Diese können Auswanderer für ein Gelingen ihres Vorhabens bewusst gestalten, möglichst schon vor dem eigentlichen Migrationsschritt oder auch Jahre später.

Hier findest du ausgewählte psychologische Aspekte, die den Erfolg einer Auswanderung fördern.


Wohlüberlegte Entscheidung

In der kreativen und aufregenden Phase des Träumens, Abwägens, Ideen-Sammelns und erster Planungen kann es durchaus verlockend sein, eine Entscheidung zur Auswanderung impulsiv und übermäßig emotional zu treffen. Bei aller berechtigter Vorfreude ist aus psychologischer Sicht für das Gelingen dieses großen Schrittes jedoch bedeutsam, in Ruhe und wohlüberlegt zu handeln. Das bedeutet zunächst einmal, sich ausreichend Zeit für Entscheidungen zu nehmen: Für den Schritt der Migration selbst und für weitere damit verbundene Entscheidungen (z.B. Zielland, Wohnort etc.). Resultiert aus diesem Prozess ein klares JA zur Emigration, stellt dies einen positiven Prädiktor für das Gelingen des Vorhabens dar. Wird der Migrationsschritt ambivalent begangen, ist später mit höherer Wahrscheinlichkeit mit Schwierigkeiten hinsichtlich Anpassung und Integration im neuen Kulturraum zu rechnen.


Als Paar gemeinsam entscheiden

Plant ein Paar gemeinsam auszuwandern, ist ein ergebnisoffener gemeinsamer Entscheidungsprozess, der die Bedürfnisse beider gleichberechtigt einbezieht, von großer Bedeutung. Meist sind nicht beide Partner in gleichem Maße entschlossen. Bedürfnisse können offen ausgetauscht und gegebenenfalls Kompromisse geschlossen werden. Werden die Interessen beider nicht gleichrangig behandelt, entstehen Belastungen in der Partnerschaft, die spätere Anpassungs- und Integrationsprozesse im Zielland erschweren.


Motive Reflektieren

Prognostisch günstige Auswanderungsmotive sind solche, die sich an Chancen und Möglichkeiten des Lebens im Zielland orientieren ("Pull-Motive"). Ungünstig wirken Motive, die sich ausschließlich auf negativ Empfundenes im Herkunftsland beziehen. Wer sich hauptsächlich von ungeliebtem Vergangenen trennen möchte („Push-Motiv“), geht ein erhöhtes Risiko für spätere Unzufriedenheit mit dem Leben im neuen kulturellen Umfeld ein.


Abschied bewusst gestalten

Eine bewusste Verabschiedung von lieb gewonnenen Menschen ist hilfreich; ebenso, Verabredungen darüber zu treffen, wie der Kontakt künftig gestaltet wird. Möglicherweise kann gleich ein Wiedersehen geplant werden.

Mitnehmen, was wichtig ist

Ob Freizeitaktivitäten, Interessen, Lieblingsbücher, Kuscheltiere, Rituale …. Es lohnt sich zu reflektieren, was man so lieb gewonnen hat, dass es im neuen Umfeld bleiben soll. Das hat nichts mit Widerständen gegen das Neue zu tun. Vielmehr geht es um ein individuell passendes Maß an Pflege der eigenen Wurzeln. Gerade in den ersten Jahren im neuen Umfeld ermöglichen gewohnte Beschäftigungen, Aktivitäten oder auch Objekte erst, auf Neues offen zugehen zu können.


Bewusst mit möglichem Kulturschock umgehen

Nach einer ersten Phase der Euphorie können (üblicherweise nach 0,5 - 2 Jahren) emotionale Schwankungen bspw. in Form von Verlustschmerz, Ängsten, Traurigkeit, Ärger oder Überforderungsgefühl eintreten. Sich dieser - für große Lebensereignisse völlig normalen Phänomene - bereits im Vorfeld bewusst zu sein, hilft ihnen weniger unvorbereitet und mit einer höheren Erwartung der Handhabbarkeit entgegenzutreten. Die vulnerable Phase "zwischen den Kulturen" verlangt erhebliche psychische Verarbeitungsleistungen.


Ambiguitätstoleranz

Ambiguitätstolerante Menschen können mit kulturell bedingten Unterschieden, die widersprüchlich oder inakzeptabel erscheinen, gelassen und nicht-wertend umgehen. Neben weiteren Eigenschaften wie Neugier und Zuversicht fördert dieses Persönlichkeitsmerkmal das Gelingen einer Auswanderung besonders.


Kontakte pflegen und neue knüpfen

Bestehende Freundschaften bedürfen aus der Ferne besonderer Pflege. Wer in die Ferne zieht ist besonders gefragt, Initiative zu zeigen, Bindungen im Herkunftland zu bewahren. Im Zielland gilt es, behutsam neue Kontakte zu knüpfen - mit Gleichgesinnten (z.B. Expats oder Menschen in ähnlichen familiären Konstellationen oder mit ähnlichen Interessen) und auch mit Locals.


Räume des Rückzugs ermöglichen

Bei aller mutiger Annäherung an das neue Umfeld sind auch Räume erforderlich, die vielen Eindrücke zu verarbeiten. Dafür bieten sich Auszeiten / Retreats oder auch reale Räume an, in die man sich nach Bedarf zurückziehen kann. In Familien ist entscheidend, die Rückzugswünsche aller gleichberechtigt zu respektieren.


Bereitschaft zur persönlichen Weiterentwicklung

Eine gelungene Auswanderung erfordert immer auch ein inneres Wachstum, das entlang der Grenzen der eigenen Persönlichkeitsentwicklung stattfindet. Bei Migration handelt es sich um einen komplexen Loslöse- und Bindungsprozess, der besondere psychische Anpassungsleistungen verlangt. Eine wesentliche Grundlage dafür stellt die eigene Persönlichkeit dar. Es wird schwer gelingen, eigenen entwicklungsfähigen Eigenheiten durch einen Ortswechsel auszuweichen. Wer beispielsweise in Zorn und Frustration vor sich wiederholenden negativen Beziehungserfahrungen flüchtet, wird diesen aufgrund eigener Muster des Denkens, Fühlens und Handelns mit hoher Wahrscheinlichkeit in einem neuen Umfeld wieder begegnen. Insofern ist Mut gefragt, sich auch mit möglicherweise problematischen Persönlichkeitsanteilen auseinanderzusetzen.

                                         


Für nähere Informationen, wie Auswanderung aus psychologischer Sicht gelingen kann, schau' in meinen Gastartikel für Staatenlos.ch

Lass' dich auch von meinen Interviews mit erfolgreichen Auswanderern inspirieren.

Als Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, die selbst im Ausland lebt (Stand 06/23 in Mittelamerika), biete ich als besonderen Schwerpunkt meiner Arbeit Beratungen für Expats an.

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Über mich

Ich bin Verena, Psychiaterin und Psychotherapeutin mit langjähriger Meditationserfahrung. Als Ärztin war ich ganz klassisch in Kliniken und Praxen tätig. Heute genieße ich es, Menschen ortsunabhängig im 1:1 Online Setting in ihrer persönlichen Entwicklung zu unterstützen und zu begleiten.

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