Wie unbewusste Grundannahmen unsere Beziehungen beeinflussen

Alle | 19. Dezember 2022

Negative Grundannahmen

Unter Grundannahmen versteht man tiefe, überdauernde Überzeugungen darüber wie ein Mensch sich selbst und seine Mitmenschen beurteilt. Beispiele für negative Grundannahmen:


Ich bin dümmer als die anderen.

Ich bin wertlos.

Ich habe es nicht verdient, geliebt zu werden.

Ich bin anders als die anderen.

Ich bin nicht liebenswert.

Ich bin nicht gut genug.

Ich werde andere immer verletzen.

Andere werden mich immer verlassen.

Andere werden mich verletzen. 

Andere wollen mir nichts Gutes.


Derartige Grundannahmen sind uns meist nicht bewusst. Sie entstehen aus frühen Beziehungserfahrungen mit wichtigen Bezugspersonen, die mit unangenehmen, gar schwer zu ertragenden Emotionen verbunden sind. Wer beispielsweise bei kleinen Fehlern regelmäßig beschämt wurde, wird eher eine grundlegende Überzeugung der eigenen Fehlerhaftigkeit entwickeln. Wer regelmäßig Vernachlässigungen ausgesetzt war, wird sich möglicherweise wertlos finden. Problematisch ist an derartigen negativen Grundannahmen, dass sie unbewusst in uns wirken und nicht nur das Selbstbild beeinträchtigen. Sie führen unter anderem zur Auferlegung von starren Lebensregeln führen ("Ich muss ..., ich darf nicht..., wenn ich ..., dann").  Aus starren Lebensregeln entstehende Muster des Denkens und Handelns können in ganz unterschiedlicher Weise Beziehungen belasten. So kann eine unbewusste Grundannahme des eigenen Versagens und der damit verbundenen Scham beispielsweise dazu beitragen, Fehler unter allen Umständen vermeiden zu wollen, um nicht negativ aufzufallen (Perfektionismus). Bei anderen kann eine Vermeidungshaltung entstehen, d.h. dass Herausforderungen aus der Erwartung des Scheiterns heraus erst gar nicht angegangen werden. Aus der Grundannahme, immer wieder verlassen zu werden, werden in der Anbahnung einer neuen Freundschaft oder Partnerschaft vielleicht eine ängstliche Unsicherheit und zögerliches Verhalten zu Tage treten, die beim Gegenüber als Zurückhaltung, Distanziertheit oder gar Ablehnung interpretiert werden. 

Wer feststellt, immer wieder ähnliche Beziehungserfahrungen zu machen, kann sich fragen inwiefern frühe Erfahrungen mit Bezugspersonen dazu beigetragen haben. Sich eigene Grundannahmen bewusst zu machen, kann helfen, sich wiederholende negative Erfahrungen im Miteinander besser zu verstehen. Dabei kann gegebenenfalls professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden.

Auf der Basis eines derartigen Ursachenverständnisses können gewünschte Veränderungen gelingen. Annahmen und Handlungsmuster können geprüft und korrigiert werden und neue, alternative Überzeugungen und Handlungen spielerisch erprobt werden.  


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